Einleitung: Auszugehen ist von der Tatsache, daß kirchlicher Journalismus von der Hierarchie stets als „Kanzeljournalismus“ verstanden wurde. Kirchenzeilungen sollten in absolutem Gehorsam der Kirchenleitung – dem Papst, den Kardinalen, den Bischöfen und den Priestern – gegenüber Predigtstühle sein, verlängerter Arm der Verkündigung.
Meinungsfreiheit war als Errungenschaft der „profanen“, säkularisierten Gesellschaft, gar der Französischen Revolution, suspekt, hatte etwas Aufrührerisches, ja Gottloses an sich. Entsprechende Belege lassen sich in Papstansprachen und Enzykliken unschwer finden.
Sehr viel hat sich diesbezüglich nicht geändert. Zwar beteuern heute auf Grund entsprechender Konzils und neuerer päpstlicher Dokumente auch Hierarchen, daß sie gegen einen mündigen kritischen Journalismus nichts einzuwenden haben, sind aber mehrheitlich Kritik gegenüber allergisch. Sie möchten sich nach wie vor nicht gefallenlassen, was ein jeder Politiker erdulden muß: die öffentliche Erörterung und Beurteilung ihrer Aktivitäten…