Abstract:
Der Beitrag diskutiert das Verhältnis von Journalismus und Zeit nicht allein unter der grundsätzlichen Diagnose der Beschleunigung, sondern unterscheidet drei Dimensionen: die zeitlichen Strukturen der journalistischen Produktion, die zeitlichen Strukturen des journalistischen Arbeitsalltags sowie das zeitliche Verhältnis von sozialem Ereignis und Medienereignis, hier verstanden als journalistische Berichterstattung. Dabei wird der Verlust (zeitlich) strukturierender Rituale im redaktionellen Produktionsprozess in seiner Relevanz für Prozesse der Identifikation als soziale Gruppe diagnostiziert. Am Beispiel von Coworking Spaces werden Formen begrenzter zeit-räumlicher Verortung freier JournalistInnen diskutiert. Internetfähige Mobiltelefonie wird im Spannungsverhältnis von zusätzlicher Beschleunigung und (subjektiv) effizienter Zeitnutzung in der Recherche verhandelt. Mit der technisch ermöglichten Synchronizität von sozialem Ereignis und Medienberichterstattung im Live-Modus lässt sich die Rolle von JournalistInnen nicht länger als die unbeteiligter Beobachter konzipieren. Vielmehr wird Journalismus damit selbst zum konstitutiven Bestandteil des sozialen Ereignisses.