Abstract: Die klassischen Medien werden, wenn nicht in der Krise, dann zumindest in einem meist als bedrohlich wahrgenommenen Wandel gesehen. Um dieser Bedrohlichkeit zu begegnen, braucht es auch im Printbereich die Bereitschaft, etablierte Strukturen zu überdenken und sich neuen Zugängen zu öffnen. Vorgestellt wird ein Projekt, das den neuen Anforderungen durch eine singuläre Herangehensweise gerecht zu werden versucht: Die Geschichtsbeilage Zeitreisen der Wiener Zeitung legt den Fokus auf partizipative Einbindung ihrer LeserInnen. Im vorliegenden Beitrag werden jene Prozesse beleuchtet, wie aus NutzerInnenbeiträgen zusammengesetzte, journalistisch anspruchsvolle Textcollagen über historische Themen entstehen. In diesem Genre der Vielstimmigkeit können historische Narrative in ihrer Prozesshaftigkeit, Brüchigkeit und Widersprüchlichkeit dargestellt und nachempfunden werden. Neben den beispielhaft erläuterten Praktiken werden auch die formalen und strukturellen Bedingungen des Projekts besprochen. Unumgänglich ist dabei, das Publikum in seiner Mündigkeit wahrzunehmen. Gleichzeitig muss jedoch auch eine intensive redaktionelle Betreuung gewährleistet werden, welche die Prozesse moderiert, überprüft und die Qualität sichert. Abgesehen von der Orientierungsleistung, die eine Auseinandersetzung mit Geschichte bietet, trägt das Prinzip der Partizipation auch zur Herstellung von Öffentlichkeit bei und übernimmt so eine demokratiepolitische Aufgabe. Medien müssen, so das Fazit, als meritorische Güter begriffen werden, die entsprechende Strukturen brauchen.