Einleitung: „Glaubwürdigkeit“ ist eine zentrale Bewertungskategorie jener Medien, die nicht nur unterhalten, sondern auch informieren wollen. Diese Dimension ist umso wichtiger, je größer die inter- bzw. intramediale Vielfalt ist. Wann immer ein neues Medium wachsende Verbreitung findet, stellt sich die Frage, wie weit es zur Übermittlung von Nachrichten, im Besonderen von politischer Information, geeignet ist und wie das Publikum seine „Glaubwürdigkeit“ einstuft. Das Radio war das erste Medium, das der Tagespresse das Monopol der aktuellen Nachrichtenübermittlung strittig machte. In diesem Beitrag wird versucht, Spuren des Konzepts der „relativen“ Glaubwürdigkeit des frühen Radios und später des Fernsehens in Österreich in Relation zur Tagespresse zu finden.
„Glaubwürdigkeit“ kann im historischen Kontext nicht als Antwort auf eine präzise gestellte Frage verstanden werden. Dezidierte Intermedia-Vergleiche liegen für Österreich erst ab 1961 vor. „Glaubwürdigkeit“ ist in den über 35 Radio-Jahren davor ein Konglomerat, das Vertrauenswürdigkeit, Image, Objektivität und Wirkungs-Vermutungen umfasst. Dabei interessieren in diesem Beitrag weniger Einzelmeinungen, sondern empirische Studien zur Medienglaubwürdigkeit aus der Sicht der Publika. Langzeitstudien zu Mediennutzung und -Bewertung stehen für Österreich nicht zur Verfügung. Auch Ad-hoc- Studien fehlen für viele Jahre bzw. sind nur schwer auffindbar, nicht immer zugänglich und bisher nicht systematisch aufgearbeitet. Eine Ausnahme sind die Jahre 1946 bis 1954, in denen die US-Army vorerst im amerikanischen Sektor und später auch darüber hinaus intensive Meinungsforschung betrieb. Diese Studien bilden den Schwerpunkt des Beitrags. Die vorliegende Zusammenstellung kann nur eine Skizze sein, die durch ein Forschungsprojekt zu vertiefen wäre, das den medialen Wandel anhand der einschlägigen Modelle beschreibt. …