Abstract
Der Beitrag greift das virulente Problem der publizistischen Qualitätssicherung auf und schlägt vor, das etwas angestaubte berufssoziologische Konzept der Professionalisierung als Ansatz zur kollektiven Durchsetzung von Qualitätsnormen in der Arbeitswelt zu reaktualisieren. Am Beispiel der langfristigen Professionalisierungserfolge und Entprofessionalisierungstendenzen im schweizerischen Medienbereich werden Stärken und Grenzen des klassischen Professionalisierungskonzepts erfasst. Aus der Analyse geht hervor, wie mit der anhaltenden Ausdifferenzierung der Medienangebote, der Ökonomisierung wichtiger Marktsegmente und der Innovationsdynamik digitaler Wertschöpfungsketten zentrifugale Kräfte freigesetzt werden, die eine Professionenbildung erschweren. Die verorteten Professionalisierungsdefizite werden als Hinweise genutzt, wo und wie eine innovative und visionäre Reaktualisierung des Professionalisierungskonzepts anzusetzen hat: mit Maßnahmen (1) zur Sicherung des sozialen Kontextes für eine integrale Professionalisierung, (2) gegen Entprofessionalisierung durch Entspezialisierung, (3) zur Erhöhung der Verbindlichkeit professioneller Regeln und (4) zur Stärkung altruistischer Handlungsmotive.