Einleitung: Hier meldet sich Radio Österreich International aus Wien mit einer neuen Journalsendung mit Datum Montag, der 30. Juni – und es ist die letzte Ausgabe eines Österreich]ournals, weil der Auslandsdienst des ORF auf Kurzwelle mit Stichtag 1. Juli neu strukturiert wird. Die deutschsprachige Redaktion wie auch die übrigen Fremdsprachen-Redaktionen werden in andere ORF-Bereiche integriert und auf den bisherigen Kurzwellen-Frequenzen wird in Zukunft das Radioprogramm Österreich 1 ausgestrahlt. Damit wird, so die offizielle Erklärung des ORF, der erfolgreichste Kultursender Europas zur Stimme Österreichs in Europa und in der Welt.“
Es war am 30. Juni 2003, genau um 20.03 Uhr UTC, als zum letzten Mal die Signation des Österreichjournals, der täglichen Informationssendung von ROI, unmittelbar an die vom ORF- Inlandsprogramm direkt übernommenen Nachrichten anschloss. Auch dieses Live-Journal, das wie stets eine zusammenfassende Darstellung des Tagesgeschehens in und um Österreich zum Inhalt hatte, würde vom OAC-Sendecomputer (On-Air-Control-Abwicklung) aufgezeichnet und gespeichert werden, um eine Stunde später noch einmal ausgestrahlt werden zu können. Und wieder eine Stunde später – um Mitternacht Wiener Sommerzeit – würde Radio Österreich International in der bisher gewohnten Form zu bestehen aufgehört haben.
Fraglos bedeutete dieser 1. Juli 2003 für alle Mitarbeiter des ORF-Kurzwellenradios eine einschneidende Zäsur in ihrem Berufsleben, gleichgültig ob Journalist oder redaktioneller freier Mitarbeiter, ob Techniker, Tonmeister oder administrativ tätig. Einige wenige Kollegen der ROI- Belegschaft waren gut dreißig Jahre oder sogar noch länger dabei gewesen und hatten somit seit den späteren Sechziger-Jahren die gesamte Zeitspanne des stetigen Aufstiegs des Senders mit eigener Programmstruktur und selbstständigen Redaktionen und ebenso ab dem Jahr 2000 den unerwartet schnellen Niedergang miterlebt. …