Editorial 1/2019

Treiber und Taktgeber der Kommunikationswissenschaft im historischen Wandel

Momentaufnahmen einer immerwährenden Debatte

Christian Schwarzenegger, Erik Koenen & Thomas Wiedemann

Die Kommunikationswissenschaft ist ein Fach im rasanten Wandel. Die Gegenstände des Fachs differenzieren sich fortlaufend und immer weiter aus, während sich zugleich die Bedingungen und Möglichkeiten des Beobachtens und Erforschens der sich verändernden Gegenstände verändern. Zu den bleibenden Konstanten (Jünger & Schade 2018) und verlässlich wiederkehrenden, dem Wandel trotzenden Elementen der kommunikationswissenschaftlichen Erinnerung an sich selbst und der Beschäftigung mit sich selbst gehören intensive selbstreflexive Debatten über Neuausrichtungen und Reorientierungen der Disziplin angesichts des rasanten Wandels, die ebenso den Gegenstandsbereich wie die Weisen seiner Erforschung betreffen. Was hier bewusst zu einem sich selbst bestätigenden, fortwährenden Kreislauf von Selbstverständnisdebatten überspitzt wird, ist dennoch charakteristisch für die Beschäftigung der Kommunikationswissenschaft mit sich selbst.

Gemein ist den regelmäßig wiederkehrenden disziplinären Diskussionen, dass sie die Entwicklungen ‚im Jetzt‘ gern zum Anlass nehmen, um eine möglichst sofort einzunehmende, auf die Zukunft gerichtete, andere Verständnisform von Kommunikationswissenschaft zu propagieren oder zu verteidigen. Wie inzwischen generell im Fach festzustellen ist, spielt es dann auch in solchen Diskussionen zunehmend seltener eine Rolle, noch einmal historisch sensibel durchzuatmen und innezuhalten. Die Frage „Wo stehen wir heute?“ wird einzig weiter in die Zukunft gedacht zu einem „Wo müssen wir hin?“ und was wird die Rolle der Fordernden dabei sein – und weniger auch als ein Möglichkeit zur Frage „Wie sind wir hierhergekommen?“ begriffen.

Weiterlesen