Fritz Hausjell: Otto Schulmeister 70 Materialien zur Vergangenheit

Einleitung
In den vornehmen Räumen des Wiener Palais Pallavicini feierte kürzlich einer der „führenden Publizisten der Zweiten Republik“ seinen 70. Geburtstag.

Otto Schulmeister wurde am 1. April 1916 als Sohn eines Regierungsrates in Wien geboren. Nach Schulzeit und Matura studierte er in Wien Staatswissenschaften und Nationalökonomie. Das journalistische Handwerk lernte er ab 1940 bei der Wiener Wirtschaftszeitung „Südost-Echo“. Bald darauf ging er mit Dr. Ernst Molden zum Amsterdamer Blatt „Europakabel“.1941 rückte er zur deutschen Wehrmacht ein. Als Kriegsberichter war Schulmeister an der Kaukasusfront, in Sizilien und zuletzt – 1944/45 – als Mitglied einer Propagandakompanie am Balkan im Einsatz. Aus britischer Kriegsgefangenschaft entlassen, holte ihn Ernst Molden 1946 in die außenpolitische Redaktion der Wiener „Wochen-Presse“. Von 1948 bis 1953 arbeitete er dann als Außenpolitik-Redakteur der inzwischen zur Tageszeitung gewordenen „Die Presse“. Bis 1961 wirkte er in der Folge als deren stellvertretender Chefredakteur, anschließend leitete er 15 Jahre lang das konservative Blatt. Seit 1. Oktober 1976 fungiert Schulmeister nun als Herausgeber der „Presse“. Er war zudem Mitherausgeber der katholischen Monatsschrift „Wort und Wahrheit“, deren Redaktion er von 1947 bis 1968 leitete. Außerdem verfaßte er eine Reihe von Büchern (u. a. „Der zweite Anschluß“, „Die Zukunft Österreichs“, „Die Welt,
die wir verlassen“ und „Die erschöpfte Revolution“).

Hier soll allerdings kein vollständiger Lebenslauf Schulmeisters aufgelistet, sondern lediglich ein kurzer Zeitraum in der Biographie dieses bedeutenden österreichischen Journalisten beleuchtet werden. Den Anstoß dazu gab Schulmeister selbst, indem er einerseits darauf hinweist, daß Österreich die Jahre 1938 bis 1945 weitgehend verdrängt hat, und zugleich jene, die heute eine Aufarbeitung der jüngeren Vergangenheit praktizieren, der „Selbstvergiftung“ bezichtigt. Dieses überaus widersprüchliche Verhältnis zur Vergangenheit und deren Aufarbeitung könnte in der eigenen Biographie begründet sein. Dies ist auch der Grund dafür, einige Materialien zum Verhalten Schulmeisters in der NS-Ära zu dokumentieren. …