Editorial 3/2018 Diotima Bertel, Astrid Blome, Erik Koenen, Mike Meißner & Bernd Semrad

Mit der vorliegenden Ausgabe führt medien & zeit das im Jahr 2017 begründete Konzept eines offenen Heftes fort. Ergänzend zu den thematisch fokussierten Schwerpunktheften bietet das Offene Heft ein freies Forum für aktuelle Beiträge kommunikations- und medienhistorischer Forschung auf der Grundlage internationaler wissenschaftlicher Standards. Das Offene Heft öffnet damit den Rahmen von medien & zeit und verpflichtet sich dem Kerngedanken der Zeitschrift, die kommunikations- und medienhistorische Forschung in all ihrer Vielfalt abzubilden. Es eröffnet die Möglichkeit, einen vertiefenden Einblick in aktuelle Forschungsprojekte zu gewähren und soll zu weiterführenden Diskussionen mit den BeiträgerInnen anregen. Die HerausgeberInnen freuen sich, dass das Format im In- und Ausland angenommen wird, wenn auch etwas verhaltener als im Vorjahr. Aus den Einsendungen wurden im Double-Blind-Peer-Review Verfahren fünf Beiträge zur Publikation ausgewählt, davon zwei aus Deutschland und je einer aus Brasilien, den Niederlanden und der Schweiz. Für das Offene Heft wurde erneut eine GastherausgeberIn eingeladen. Für Ihren Einsatz in diesem Jahr danken wir Astrid Blome (Institut für Zeitungsforschung, Dortmund).

Silke Fürst (Fribourg, Schweiz) analysiert in ihrem Beitrag The Biggest Television Event in History die Konstruktion von Medienereignissen in der journalistischen Berichterstattung am Beispiel der Trauerfeier von Lady Diana im Jahr 1997. Sie zeigt die Probleme der Medienereignisforschung auf und weist nach, dass journalistische Zahlenangaben zur weltweiten Publikumsgröße keine verlässliche Quelle sind, weshalb sie für eine konzeptionelle Unterscheidung zwischen Vor- und Nachberichterstattung plädiert.

Mit einem wichtigen Desiderat kommunikationshistorischer Forschung befasst sich Simon Sax (Bremen) am Beispiel der Jüdischen Wochenzeitung für Nassau. In seinem Beitrag über Lokale milieuspezifische Periodika in der historischen Medienwirkungsforschung bedient er sich des Konzeptes der sozialmoralischen Milieus, verbindet dieses mit dem Modell des Zwei-Stufen-Flusses und entwickelt auf dieser Grundlage eine vielversprechende Heuristik für die historische Wirkungsforschung.

Francisco Rüdiger (Porto Alegre, Brasilien) untersucht in seinem Beitrag Trotsky, Gramsci, and Communist Journalistic Thought between the World Wars, welche alternativen journalismustheoretischen Konzepte es jenseits von Propaganda innerhalb der Kommunistischen Internationale gab. Dafür analysiert er die wichtigsten Schriften
von Leo Trotsky und Antonio Gramsci und hinterfragt die verkürzte Wahrnehmung theoretischer Konzepte auf kommunistischer Seite.

In ihrem Beitrag Verflochtene Geschichte(n) beschäftigt sich Sigrun Lehnert (Hamburg) mit den Kino-Wochenschauen und deren Nutzen als Quellen für eine Entangled Media History (EMH). Unter anderem geht sie den Dimensionen der Berichterstattung über andere Nationen, der Gestaltung des Mediums (visuell und auditiv) sowie vorhandenen intermedialen Verflechtungen nach.

Aktuelle wirtschaftliche Verflechtungen stehen schließlich im Mittelpunkt des Beitrags Niederländische Tageszeitungen unter dem flämischen Löwen von Joan Hemels (Amsterdam, Niederlande). Skizziert werden die Veränderungen der Besitzverhältnisse im niederländischen Pressemarkt, die sich vor allem als Konzentrationsprozess beschreiben lassen. Im Ergebnis haben aktuell zwei große belgische Verlagsunternehmen einen Marktanteil von knapp 90% am niederländischen
Zeitungsmarkt.

Eine spannende und inspirierende Lektüre wünschen: Diotima Bertel (Wien), Astrid Blome (Dortmund), Erik Koenen (Bremen), Mike Meißner (Fribourg), Bernd Semrad (Wien)

Nachwuchsförderpreis Kommunikationsgeschichte

Wir freuen uns, im diesjährigen Offenen Heft wieder Kurztexte von zwei der drei aktuellen PreisträgerInnen des Nachwuchsförderpreises Kommunikationsgeschichte
2018 zu veröffentlichen: Andre Dechert und Daniel Wollnik. Die Auszeichnung wird vergeben von der Fachgruppe Kommunikationsgeschichte der DGPuK sowie dem Kommunikationshistorischen Nachwuchsforum NaKoGe mit Unterstützung der Ludwig-Delp-Stiftung.