Abstract
Dieser Beitrag untersucht die Bedeutung von persönlichen und professionellen Netzwerken, die bei der Besetzung von Referentenstellen in der Presseabteilung der Direktorialkanzlei des Verwaltungsrates des Vereinigten Wirtschaftsgebietes der US-amerikanischen und britischen Besatzungszone zum Tragen kamen. Die Presseabteilung existierte zwischen Juli 1948 und September 1949 und stellt einen direkten Vorläufer des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung der Bundesrepublik Deutschland dar. Ein katholisches, ein auf das Auswärtige Amt vor 1945 bezogenes sowie ein – an die CDU gebundenes – auf die publizistische Neuausrichtung der Westzonen in Richtung Europa zielendes Beziehungsgeflecht war dabei mit seinen Personalvorschlägen erfolgreich; ein aristokratisches, ein akademisches sowie ein auf Berufserfahrungen im journalistischen Betrieb – sowohl vor wie auch nach 1933 – beruhendes Geflecht von Beziehungen jedoch nicht. Der Beitrag stellt exemplarisch sechs Lebensläufe von Bewerberinnen und Bewerbern vor und arbeitet daran die Selbstinszenierung beruflicher Erfahrung, die Darstellung von Ausbildungs- und Karrierewegen sowie die Hervorhebung fachspezifischer Kenntnisse bzw. individuellen Wissens bezüglich Propagandapraktiken heraus, mit denen sich diese präsentierten. Dabei wird deutlich, dass diese Lebensläufe im Sinne von Berufsbiografien sowohl durch Brüche wie auch durch Bemühungen um Wiederanschluss an und Selbsteinpassung in sich ändernde politische, soziale und – vor allem – publizistische Bedingungen gekennzeichnet waren.