Abstract
Ausgehend von einer neuen Fundamentalopposition gegenüber wahrheitsskeptischen Positionen untersucht der Beitrag den Einfluss postmoderner und konstruktivistischer Theorien auf die Praxis und Erforschung des (Popmusik-)Journalismus. Im Zentrum des Interesses stehen Ansätze, die die legitimatorische Basis der Wahrheitsvermittlung, nämlich die Werteorientierung an Objektivität (Journalismus) und Authentizität (Popmusik) infrage stellen. In der Zusammenschau können nur wenige empirische Indizien für den Eintritt in die Postmoderne ausfindig gemacht werden. Daher ist ihre Diskreditierung als philosophisches Konzept, die mit der Renaissance emphatischer Wahrheitsbegriffe einhergeht, unbegründet. Im Gegensatz zum vermeintlich postfaktischen Zeitalter, das im Zuge der Fake-News-Debatte vielerorts ausgerufen wurde, ist vielmehr von einem Realistic Turn auszugehen. Die hiermit verbundene Rückbesinnung auf tradierte Werte der Hochmoderne lässt auf ein erhöhtes Bedürfnis nach kollektiven Sinnangeboten zur Identitätskonstruktion schließen. Angesichts allgegenwärtiger Komplexitätsdiagnosen sind die Gründe für diesen Bedarf zu reflektieren, so das abschließende Plädoyer.