Abstract
Im Schlaglicht der gegenwärtigen Hybridisierung journalistischer Genres kann historische Genreforschung versuchen, Neukonstitutionen, Erneuerungen und Synthesen innerhalb des Journalismus nicht als epochalen Bruch, womöglich gar als Auflösungserscheinung, zu deuten, sondern Kontinuitäten aufzuzeigen und Orientierungspunkte anzubieten. An dieser Stelle soll ein Beitrag zur Geschichte der Reportage stehen, der, ergänzend zum gängigen Diktum, Methoden und Gegenstand der Reportage im Augenzeugen- und Reisebericht zu verorten, deren Genese und Ausdifferenzierung dezidiert im publizistischen Kontext der amerikanischen Massenpresse vor dem Bürgerkrieg untersucht. Anhand der Lokalberichterstattung der New York Tribune in den 1840er Jahren wird gezeigt, dass journalistische Genres grundsätzlich als textuelle Vermittlungsroutinen an journalistische Arbeitsprozesse gekoppelt sind, die sich in spezifischen Verfahrensweisen und Darstellungsformen niederschlagen.