Einleitung: Weit über Kärnten hinaus ist in den letzten Jahren die Problematik der Sprachminderheiten in Österreich verstärkt ins öffentliche Interesse gerückt. Das Kärntner Volksschulvolksbegehren, die lange Diskussion um das entsprechende österreichische Bundesgesetz, der Entscheid des Verfassungsgerichtshofs über die Rechte der kroatischen Minderheit im Burgenland, das im österreichischen Gedenkjahr 1988 gesteigerte Erinnern an die Unterdrückung und physische Vernichtung von Minderheiten durch das Nazi-Regime sind Marksteine dieser Entwicklung. Fast immer stand dabei die Lage der slowenischen Minderheit Kärntens im Vordergrund des Interesses der öffentlichen Diskussion.
Bis vor etwa hundert Jahren war die deutsch-slowenische Sprachgrenze in Kärnten durch Jahrhunderte stabil geblieben. Erst durch die Kombination von Modernisierung in allen Lebensbereichen und das Aufkommen eines immer radikaleren Nationalismus setzte eine für die Kärntner Slowenen bedrohliche Assimilation und eine von deutschnationalen Kräften zielbewußt geförderte Germanisierung ein. Während deutschnationale Kreise an einen den altösterreichischen Staat sprengenden Anschluß an Deutschland dachten, zielten bis zum Ersten Weltkrieg slowenischnationale Kreise weitgehend auf Emanzipation innerhalb Altösterreichs ab. In dieser Tradition stimmte sogar nach dem Zerfall der Donaumonarchie der entscheidende Teil der Kärntner Slowenen bei der Volksabstimmung 1920 für den Verbleib bei Österreich; viele der ihnen vorher gegebenen Versprechungen wurden dann allerdings nicht eingehalten. Nach der Unterdrückung und Verfolgung der Kärntner Slowenen in der NS-Zeit, von denen deswegen viele auf die Seite der Partisanen traten, folgte unmittelbar nach der Befreiung eine relativ minderheitenfreundliche Politik, deren Volksschulregelung aber nach dem Österreichischen Staatsvertrag Schritt für Schritt zurückgenommen wurde. Die Vertreter der slowenischen Minderheit wurden nicht in den Konsens der österreichischen Konkordanzdemokratie einbezogen, etliche Verpflichtungen des Staatsvertrags überhaupt nicht oder nur sehr unzureichend erfüllt. Die Assimilation schritt auch weiterhin schnell voran. Soviel zum Hintergrund der Auseinandersetzungen.
Von diesen Überlegungen ausgehend untersuchten wir in einem einjährigen Projekt die “Berichterstattung über die Volksgruppe der Kärntner Slowenen in den Kärntner Printmedien von 1918 bis in die Gegenwart”. Dabei konzentrierte sich unsere Untersuchung auf folgende Fragen:
- Ist die Berichterstattung und Kommentierung der deutschsprachigen Kärntner Printmedien über die slowenische Volksgruppe minderheitenfeindlich, vorurteilsbeladen und diskriminierend? Und wenn ja, in welcher Weise?
- Besteht darin seit dem Ersten Weltkrieg eine Kontinuität (wobei politische Übergangsphasen, wie etwa diejenige zwischen Ständestaat und NS-Herrschaft oder die Zeit der Befreiung, besonders wichtig sind)?
- Wirken Bestandteile rechtsextremer (nazistischer) Ideologie bis heute nach?
Der Rolle von Leserbriefen in diesem Zusammenhang möchte ich anhand einiger Beispiele aus der Kleinen Zeitung (KLZ) und der Neuen Zeit/Kärntner Tageszeitung nachgehen…