Abstract:
Im Beitrag wird zunächst gestützt auf die Habilitationsschrift der Autorin der Kitsch über die drei Zugänglichkeitskategorien (sozial/medial, kognitiv und emotional) gegenüber verwandten Diskursen (Trivialität, Banalität) abgrenzt und als Diskurs gekennzeichnet, der leichte emotionale Zugänglichkeit abwertet. So lässt sich das paradox anmutende Phänomen nachvollziehen, dass bestimmte Literatur einerseits als „kitschig“ und nicht lesenswert gebrandmarkt wird, andererseits jedoch häufig eine große Leserschaft findet. Auch Komik und Humor als häufige Reaktion auf Kitsch lässt sich durch das Wechselspiel von reflexartig aktivierten Reaktionen und nachträglicher rationeller Distanzierung verstehen. Anhand ausgewählter Kritiken über Lyrik des 18. Jahrhunderts (Schiller über Gottfried August Bürger) sowie des 19. Jahrhunderts (Kritiken zu Friederike Kempner) kann anschließend exemplarisch gezeigt werden, wie es zu diesem Wechselspiel aus emotionaler und rationeller Rezeption kommt und wie die Verbreitung und Stabilisierung des Kitschdiskurses über andere Medien (Zeitschriften usw.) erfolgt.