Einleitung:
„So eine Seite, die kann einen ganz anderen Ansatz bieten und die Leute […] in die Zeit hineinversetzen und ihnen die Möglichkeit geben, sich zu überlegen, was hätten sie damals gemacht, wie hätten sie damals gedacht oder wie wirkt es auf jemand, der in den 70er geboren wurde und einfach den Bezug nicht hat, den meine Eltern und Großeltern dazu haben.“
1. Problemstellung
Mit dem nahenden Ende lebensgeschichtlicher Erinnerungen an Nationalsozialismus und Holocaust wird die kulturelle und mediale Vermittlung und Kodierung erinnerungsspezifi- schen Wissens bedeutsamer. So bemüht sich die offizielle, „staatlich induzierte Gedächtniskultur“ um möglichst angemessene Formen des kollektiven Gedenkens. Auch massenmedialen Deutungsmustern kommt, betrachtet man deren Wirkmächtigkeit, ein hoher Stellenwert zu, sei es zur Kontextualisierung historischer Situationen oder als „Füllmaterial für die Leerstellen in den Erzählungen“. Bei aller berechtigter Kritik am Format des „Histotainment“, der Suggestion von nur scheinbarer Authentizität und der auf Einschaltquoten und Reichweite ausgelegten Produktionsweise – massenmediale Darstellungen scheinen sich von „künstlichen Erinnerungsorten“ sowie den absichtsvoll-didaktischen und ritualisierten Formen der Erinnerungskultur abzuheben und eben darum auch die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit zu befördern. …