Einleitung: Metaphorisch vermittelt Platons Höhlengleichnis den Fiktionscharakter von menschlichen Realitätsentwürfen. Im Schattenspiel an der Höhlenwand erscheinen Reflexionen der äußeren Welt, – Bilder, die der Betrachter Wirklichkeit erzeugen. Die Bildhaftigkeit der Schatten verweist auf die Unmöglichkeit, die Dinge an sich wahrzunehmen. Platon sieht darin auch der Bilder fundamentale Eigenschaft: Etwas zu zeigen, was sie selbst nicht sind, wie er sagt.
Darüber hinaus ist es die im Höhlengleichnis skizzierte Metapher selbst, die für ein zentrales, auch für eine Geschichte der Bilder elementares Moment steht: für das Dispositiv. Feuer, Balustrade und Sitzanordnung umschreiben ein starres System, die frontal ausgerichteten – festgebundenen – Zuschauer des Szenarios sind unabänderlich auf das projizierte Lichtspiel auf der Höhlenwand gerichtet. Die Disposition des Schauraums bestimmt die Wahrnehmung der zu erschauenden Dinge: „Was wir sehen“, meint Joachim Paech, „ist bestimmt durch die Art und Weise, wie wir es sehen; das Subjekt des Sehens ist immer zugleich Objekt des Systems, in dem es gesehen wird.“ (Joachim Paech: Das Sehen von Filmen und filmisches Sehen. In: Knut Hickethier (Hrsg): Filmgeschichte schreiben. Ansätze, Entwürfe und Methoden. Berlin 1989, S. 69).
Dispositive prägen das Weltbild der Menschen, indem sie die Sichtweise, unter der der Welt Dinge wahrgenommen, bebildert und somit auch bedeutet werden, bestimmen. Dispositive, wie sie ursprünglich von Michel Foucault postuliert wurden, sind freilich nicht als historische Konstanten zu begreifen, vielmehr unterliegen auch sie dem gesellschaftlichen Wandel. Die Ordnung des Sehens verändert sich mit der Ordnung der Dinge…