Michaela Lindinger: „Geistige Strumpfstrickerei“ Situation und Funktion der Journalistinnen im nationalsozialistischen Österreich (1938 – 1945)

Einleitung:

Zur Stellung der Frau im Nationalsozialismus

Die Frauenideologie des Nationalsozialismus verfolgte grundsätzlich dieselben Ziele wie die anderer bürgerlicher Herrschaftsformen: Während wirtschaftlicher Rezessesionsphasen werden die Frauen an den Herd verwiesen; in Zeiten des Konjunkturaufschwungs sind sie dann als billige und wenig anspruchsvolle Arbeitskräfte jedoch immer herzlich willkommen. Ihre Zuständigkeit für Haus und Familie bleibt wie selbstverständlich auch in Aufschwungsphasen erhalten.

„Wirtschaftlich bestimmte Fragen unterliegen ständigem Wechsel in der Beurteilung”, nannte dies beispielsweise der Völkische Beobachter am 16. Oktober 1938.

Während zu Beginn der NS-Herrschaft (in Deutschland ab 1933) ganz massiv ein biologistisches Frauenideal propagiert wurde, das in der „deutsch-arischen“ Frau lediglich die Hausfrau und Mutter möglichst vieler Kinder sah, wurden ab etwa 1936 die „geschickten Hände“ der Frauen plötzlich auch in technischen Arbeitsbereichen „bewunderungswürdig“. Denn zu dieser Zeit benötigte das NS-Regime bereits billige weibliche Arbeitskräfte, vor allem in der Rüstungsindustrie. Doch blieb das Bild der sich aufopfernden deutschen Frau und Mutter bis zum Ende des „Dritten Reiches“ konstant. Allerdings wurden ab 1942 die angeblich spezifisch „weiblichen Eigenschaften“ des Dienens und der Opferbereitschaft immer mehr in den Vordergrund gerückt. Die Probleme der Doppel- und Dreifachbelastung wurden in der nationalsozialistischen Propaganda vollkommen ignoriert bzw. als durch gute persönliche Organisation für überwindbar erklärt. Der „Einsatz des deutschen Frauentums im Kriege“ wurde idealisiert.

Daß Frauen in allen Berufen nur als Reserve fungieren sollten, machte „Reichsfrauenführerin“ Gertrude Scholtz-Klink Ende 1943 in einer Rede in einem Wiener Großbetrieb deutlich: „Wir Frauen wurden in dein großen entscheidenden Schicksalskampf unseres Volkes aufgerufen, an die Stelle des Mannes zu treten und es ihm an Leistung gleichzutun. Das ist jedoch kein Dauerzustand und es geschieht einzig und allein, um den Sieg zu sichern. Wenn dieser errungen ist, wollen wir dann freudig zurückkehren zu unseren ureigenen Aufgaben als Frau und Mutter“ (Völkischer Beobachter, 1943).

Der „Anschluß“ Österreichs im März 1938 fiel schon in die Zeit des vermehrten Einsatzes der Frauen in allen Berufsgruppen. Die Frage, wie sich Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg auf die Situation der Journalistinnen in Österreich zwischen 1938 und 1943 ausgewirkt haben, versuchte ich in meiner Diplomarbeit (Lindinger, 1990) zu beantworten. Im folgenden sollen die wichtigsten Ergebnisse dieser Untersuchung dargestellt werden. …