Einleitung: Die Amtliche Nachrichtenstelle (ANA) war als Nachfolgerin des k.k. Korrespondenzbüros in der Zwischenkriegszeit von 1918-1938 die zentrale Presseagentur des österreichischen Staates, der Ersten Republik bis 1934 und des autoritären Ständestaates von 1934 bis März 1938.
Die Gleichschaltung und Liquidierung der Amtlichen Nachrichtenstelle (ANA) begann sofort nach dem deutschen Einmarsch mit groß angelegten „Vereidigungs-Zeremonien“, einer Kombination von Terror, Propaganda und Ausgrenzung.
Am 15. März 1938 veröffentlichte „der Führer und Reichskanzler“ gemeinsam mit dem „Reichsstatthalter“ Seyß-Inquart eine „Kundmachung“ (Kundmachung des Reichsstatthalters für Österreich, S. I) über die „Vereidigung der öffentlichen Beamten des Landes Österreich“, laut welcher alle Staatsbeamten einen Diensteid folgenden Wortlauts zu leisten hatten: „Ich schwöre: ich werde dem Führer des Deutschen Reiches und Volkes Adolf Hitler treu und gehorsam sein und die Gesetze beachten und meine Amtspflichten gewissenhaft erfüllen, so wahr mir Gott helfe.“
Demnach waren alle Beamten „unverzüglich“ zu vereidigen: „Wer sich weigert, den Eid zu leisten, ist vom Dienst zu entheben.“ Schließlich: „Jüdische Beamte sind nicht zu vereidigen.“
Am folgenden Tag, 16. März, erließ Ministerialrat Dr. Pfaundler bereits einen „Dienstauftrag“ zur Durchführung der „Kundmachung“ zur „Vereidigung sämtlicher öffentlich-rechtlichen Bediensteten, privatrechtlichen Bediensteten und Arbeiter“ und betonte, daß die Bestimmungen „genauest eingehalten werden“ (Aktenzeichen Z. 468, S. 5). Vorder Vereidigung sei „in einer Ansprache (…) darauf hinzuweisen, daß jeder Bedienstete, der entgegen diesen Bestimmungen den Eid ablegt, strengste Ahndung zu erwarten hat. Jeder Bedienstete hat ein Eidesformular zu unterfertigen, das in seinem Personalakt zu verwahren ist.“ In diesem Sinn erließ am gleichen Tag der zum „Vizedirektor“ aufgestiegene Nationalsozialist Dr. Josef Hans einen „Runderlaß“, der „an alle schwarzen Bretter“ angeschlagen werden mußte und laut welchem die „Vereidigung“ groß angekündigt wurde. Die Prozedur erfolgte am 17. März 1938 um 12.30 Uhr. Die Angestellten hatten sich „am Gange vor dem Redaktionszimmer zu versammeln, von wo sie in das Redaktionszimmer gerufen werden.“ …