Einleitung: Mediengeschichte in den Vereinigten Staaten ist das Produkt einer sich auf liberal-pluralistische Traditionen beziehenden sozial wissenschaftlichen Ideologie, die bis heute – ungestört und fast unberührt von einer zeitgenössischen marxistischen Kritik des Kulturbetriebes oder von der fachübergreifenden Diskussion zur Problematik von Theorie und Geschichte – der Legitimation dominanter gesellschaftlicher Kommunikationsprozesse und Medien dient.
Dieser Beitrag ist lediglich ein Ansatz zur Kritik einer Geschichtsauffassung, die sich in der fachspezifischen US-amerikanischen Medienliteratur niedergeschlagen hat; es ist auch eine Kritik des Fachprovinzialismus, der nach Meinung Wolfgang R. Langen- buchers zumindestens bis 1987 ebenfalls in der deutschsprachigen Mediengeschichte eine beachtliche Rolle gespielt hat. Dieser Provinzialismus äußert sich in einer Identifikation mit traditionellen Definitionen, Themen und Methoden der Mediengeschichtsschreibung, sowie in einer Isolation von theoretischen Herausforderungen der postmodernen Ära. Das Resultat ist ein intellektuelles Defizit mit potentiellen und realen Auswirkungen auf das gegenwärtige Studium und – besonders in Deutschland – auf Etablierungs- und Rehabilitierungsbestrebungen der Publizistik als akademisches Fach. Es ist andererseits durchaus möglich, daß Legitimationsprobleme von der Entwicklung einer neuen, kritischen Kommunikationsgeschichte, die gegebenenfalls außerhalb der traditionellen Grenzen und Gewohnheiten einer dominanten Mediengeschichtsschreibung stattfinden wird, gelöst werden. Vor allem, wenn es dieses Fach versäumt, sich intellektuell und administrativ in einem entsprechenden interdisziplinären Rahmen neu zu definieren. …