Verena Blaum: Geschichtsräume, Zeiträume Zu den Orten einer zeitgeschichtlichen Kommunikations- und Medienforschung im vereinigten Deutschland. Ein Beitrag zur Rundfrage "Neue Positionen zur Kommunikationsgeschichte"

Einleitung: Geschichte hat zur Zeit Konjunktur in Deutschland – auch die Kommunkations- und Mediengeschichte? Oder anders gefragt: Wirkt diese Konjunktur innovativ auf die einzelnen historischen Teildisziplinen?

Stellen wir die Frage derart, sind wir auch schon bei einem nicht unwichtigen Stichwort. Was uns nämlich heute vor allem begegnet, sind Geschichtsräume, Ausstellungsräume, Geschichte als Ausstellung, gestaltet, postmoderne Raumgestaltung: Geschichte als Innenarchitektur. Der Meister dieses Genres und zugleich einer der Protagonisten derzeitiger deutscher Geschichte, der Direktor des Deutschen Historischen Museums in Berlin Christoph Stölzl, erwartet für seine „Epochenräume“, „Vertiefungsräume“, „Themenräume“ folgerichtig auch die entsprechende Aldo-Rossi-Architektur. Leider fehlt inzwischen das nötige Geld. Und das Zeughaus Unter den Linden, das durch die Fügung der deutschen Vereinigung vom ehemals dort beheimateten, abgewickelten Museum für Deutsche Geschichte „übernommen“ werden konnte, erweist sich mit seinen circa 7000 Quadratmetern Ausstellungsfläche – größer als der Martin-Gropius-Bau oder das Münchener Haus der Kunst – für Stölzls Pläne als zu klein. So müssen die 20 Millionen Jahresetat weiter auf Auktionen ausgegeben werden, zum Ankauf des noch nicht ausreichenden Austellungsfundus und für Personalkosten. Es sind 150 Mitarbeiter zu finanzieren. Wie es scheint, bestehen gewisse Disproportionen zur Ausstellungskonzeption, dem bisher Geschehenen und dem noch zu Erwartenden. „Jahrelang kämpften nationalhistorisch bewegte Menschen um ein Deutsches Historisches Museum in Berlin. Jetzt wurde das Institut im prachtvollen alten Zeughaus Unter den Linden – dem Haus des inzwischen abgewickelten DDR-Museums für Deutsche Geschichte – sozusagen eröffnet. Doch von einem Deutschen Historischen Museum ist nichts zu sehen. Seltsam (Die Zeit vom 3. Oktober 1991, S. 64). Seltsam. Deutsche Geschichte als leerer Raum, infolge der Vereinigung? Die Begebenheiten um das Deutsche Historische Museum wecken symbolträchtige Bilder. …