Mona Singer: Was vom Transhumanismus übrigbleibt

Virus, Naturbeherrschung und Technikphilosophie

Am Anfang dieses Jahrtausends sprach Jürgen Habermas (2001) von den Transhumanisten
noch als eine „Hand voll ausgeflippter Intellektueller“, deren Menschenzüchtungsphantasien
„einstweilen nur zum Medienspektakel“ reichen. 2017 warnen Ethiker*innen in einem Manifest vor den großen Gefahren, die vom Transhumanismus ausgehen würden. Sie sehen ihn als mittlerweile weit verbreitete technophile Weltanschauung, die in Forschungslaboratorien und Universitäten Einzug gehalten habe, und ein Menschenbild transportiere, das „das Mensch-Sein grundsätzlich“ missverstehe.
In diesem Artikel untersuche ich den Transhumanismus technikphilosophisch und erörtere
aus dieser Perspektive grundlegende Fragwürdigkeiten seiner Vorannahmen und Visionen. Der Transhumanismus proklamiert Menschenverbesserung durch Human Enhancement, hierin liegt nicht nur der politisch autoritäre Charakter dieses Ansatzes begraben, sondern hierin liegen auch technikphilosophisch seine Missverständnisse im Hinblick auf die Beherrschbarkeit der biologischen Naturhaftigkeit des Menschen.
Der Coronavirus zeigt uns aktuell, dass wir weit davon entfernt sind, „to control our body“,
wie die Transhumanisten das Fortschreiten unserer Spezies mit Technik nun als dem Motor der Evolution imaginieren.

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