Einleitung: Interkulturelle Kommunikation“ und „Multikulturalität“ sind ähnlich wie „Globalisierung“ und „Internationalisierung“ gängige Schlagworte, die in der täglichen Medienberichterstattung und in wissenschaftlichen Diskursen einen festen Platz errungen haben. In ihrem Gebrauch allerdings weisen diese Termini bereits starke inflationäre Tendenzen auf, wobei diesen Begriffen gegenwärtig zumeist gemeinsam ist, daß sie in irgendeiner Form ein diffuses Bild vom Umgang mit „etwas Fremdem“ zeichnen, das sich auch schlicht in Form einer unbekannten fremden Zukunft präsentieren kann und sich mit einer Vielzahl von Ängsten oder Wünschen vermischt.
Dabei ist es aber besonders im kommunikations- und medienwissenschaftlichen Bereich wichtig, sich vor Augen zu führen, daß das Phänomen des „Fremden“ an sich keine klare Begrifftichkeit darstellt, sondern eine Menge verschiedenster Implikationen beinhaltet, daß es immer auch ein Konstrukt ist, das von einem meist nicht expliziten theoretischen oder weltanschaulichen, also auch ideologischen Hintergrund gestützt wird. Dieser Umstand wird nicht nur bei der Analyse von Film- und Fernsehinhalten bedeutend, er manifestiert sich gerade im Alltagsdiskurs bei den Kommunikationsteilnehmerinnen und Rezipien- tlnnen meist unbewußt.
Schon die historischen Wurzeln des Begriffes „fremd“, lassen seinen schillernden und widersprüchlichen Charakter erkennen.
Verfolgt man das Wort „fremd“ zu seinen Wurzeln zurück, so gelangt man zum mittelhochdeutschen „vrem[e]de“ und weiter zum althochdeutschen „fremidi“, die ursprünglich „entfernt“ bedeuteten. Das gemeingermanische Adverb „fram“ (noch im englischen „from“ zu finden) bedeutete „vorwärts, weiter, von – weg“. …