Abstract
Der vorliegende Artikel zeigt mithilfe einer erweiterten Lesart des zum Ursprungstext der feministischen Filmtheorie avancierten Artikels Visual Pleasure and Narrative Cinema von Laura Mulvey, dass weiße Schaulust im okzidentalen Mainstream-Kino unter anderem auf der hegemonialen Inszenierung von Weißsein fußt. Am Beispiel des Films Die weiße Massai (D 2005) wird exemplarisch dargelegt, dass die von Mulvey entwickelte Theorie nicht nur sexistische, sondern auch rassialisierende Inszenierungsstrategien offenlegen kann.
Anschließend wird untersucht, welche Inszenierungsstrategien Ousmane Sembène als einer der berühmtesten Vertreter_innen des Third Cinema in seinem Film La Noire de… (Senegal/F 1966) verwendet, um kinematographische Sehgewohnheiten des Okzidents zu irritieren, Schwarzen Zuschauer_innen eine Identifikationsmöglichkeit zu offerieren und weißen Filmrezipierenden ihre (post)koloniale Täter_innenschaft vor Augen zu führen. Inwiefern schafft er es, den Blick zu dekolonisieren?