Einleitung: “Ein Journalist ist ein Mensch, der immer etwas Wichtigeres zu tun hat und daher nie zum Wichtigen kommt.” Der Romancier Heimito von Doderer weiß um den Gegenstand seines kritischen Aperçus. Schließlich war er selbst ab Mitte der 20er bis zu Beginn der 30er Jahre als Journalist beschäftigt.
Doderer wurde am 5. September 1896 als jüngstes von sechs Kindern in Hadersdorf bei Wien geboren. 1915 zog er in den Ersten Weltkrieg, in welchem er in der Schlacht bei Olesza (Ostgalizien) am 12. Juli 1916 gefangen genommen wurde. Nach vierjähriger russischer Gefangenschaft kehrte er nach Wien zurück.
1920 nahm er das Studium der Geschichte und Psychologie an der Universität in Wien auf, das er 1925 mit einer Dissertation Zur bürgerlichen Geschichtsschreibung in Wien während des 15. Jahrhunderts beschloß. 1920/21 erschienen die ersten journalistischen Arbeiten in der Wiener Mittagszeitung und der Wiener Allgemeinen-Zeitung. 6 Uhr-Blatt. ln den Jahren 1923/24 publizierte Doderer seine ersten literarischen Arbeiten. Ab Mitte der Zwanziger Jahre bis 1932 arbeitete er als Journalist. Seine langjährige Lebensgefährtin, Gusti Hasterlik, die er 1930 ehelichte, ebnete ihm den Weg in die Redaktionen der Wiener Tageszeitungen Der Tag und Der Abend. Als sich die beiden 1932 trennten – die offizielle Scheidung erfolgte erst 1938 –, bedeutete dies auch das langsame Ende seiner journalistischen Arbeit. …