Dalibor Hysek: Die Wiener tschechische Presse der Donaumonarchie Eine bedeutende Leistung einer unvollkommenen Gesellschaft

Einleitung: 

Assimilation und Integration

Im Herbst 2001 ratifizierte Österreich nach langem Zögern die Charta zum Schutz der Regionalsprachen, „nutzte“ aber den Spielraum, der den unterzeichnenden Staaten gewährt wurde, gänzlich aus. Man verpflichtete sich zum niedrigst möglichen Niveau.

Bei solchen Aktionen fühlt man sich ins vorige Jahrhundert zurückversetzt. In jene Zeiten, als das tschechische Schulwesen im Wien eines Bürgermeisters Lueger um das Öffentlichkeitsrecht kämpfte und die Absolventen der einzig zugelassenen privaten tschechischen „Komensky“-Schule ins südmährische Breclav, zu deutsch Lundenburg, fahren mussten, um dort ein öffentlich anerkanntes Zeugnis zu erwerben.

Die quantitative Stärke der tschechischen Bevölkerung in Wien ist längst Vergangenheit. Viele Wiener Tschechen wurden von der alten Heimat repatriiert, von der neuen gewaltsam oder sanft assimiliert. Nur den wenigsten ist es unter Aufwendung von größten persönlichen Anstrengungen gelungen, diesem Schicksal zu entgehen und zu Österreichern tschechischer Zunge zu werden. Um mittlere oder höhere Bildung in der eigenen Muttersprache zu erhalten, muss man heute genauso wie vor hundert Jahren Österreich verlassen. Daran konnte bisher kein Gesetz etwas ändern. Alte und neue Minderheiten in Österreich haben es vor allem mit dem Problem der Assimilation zu tun…