Einleitung: Zeitzeugen haben Konjunktur. Wenngleich sie als „natürlicher Feind des Historikers“ diffamiert oder entsprechende (journalistische) Formate als „Kopfsalat mit Zeitzeugen“ (Frei, 2005) abgetan werden, ist deren wissenschaftlicher „Wert“ dennoch nicht von der Hand zu weisen. Norbert Frei, der die „Geburt des Zeitzeugen“ auf 1945 datierte und damit den Titel einer Tagung kreierte, die in Jena den Stellenwert von Zeitzeugen diskutierte, hob in seinem Fazit hervor, dass das „Kulturphänomen“ Zeitzeuge auch künftig Beachtung verdiene, ebenso jedoch seine Rezeption sowie die Problematik konkurrierender Verwertungsinteressen, die hinter seinem medialen Auftritt stehen, kritisch betrachtet werden müssen (vgl. den Tagungsbericht der Jenaer Tagung „Die Geburt des Zeitzeugen nach 1945“ 18.12.2008-20.12.2008). Die Kritik stützt sich dabei vorrangig auf die Selektivität der Zeitzeugenauswahl und deren Einsatz. Zu beliebig und unwissenschaftlich werde mit dieser Quelle umgegangen. Lutz Niethammer verwies auf das unterschiedliche Begriffsverständnis des Begriffs „Zeitzeuge“. Daher müsse weiterhin zwischen wissenschaftlicher und journalistischer Aufbereitung differenziert und die damit einhergehenden Deutungskonkurrenzen mitbedacht werden (ebd.). …