Call for Papers 2/2025 Mental Health Communication

CfP 2/2025 Mental Health Communication DE [pdf]
CfP 2/2025 Mental Health Communication EN [pdf]

Herausgeberinnen/Editors: Eva Tamara Asboth (Austrian Academy of Sciences/Universität Klagenfurt) & Natalie Rodax (Sigmund Freud University Vienna)

Extended Deadline (Abstracts): 31. Mai 2024

****** For English version, please see below ******

Das öffentlich diskutierte Thema „Mental Health“ ist gegenwärtig ein stark wachsender Forschungskomplex, der durch die Corona Pandemie und die damit verbundenen Lockdowns nochmal an Aufwind gewonnen hat. Der Diskurs darüber als auch über die gesellschaftlichen Herausforderungen im Umgang und in der Fürsorge von Menschen mit psychischen Problemen oder seelischen Belastungen sind jedoch nicht neu und haben sich als Krankheitsbilder und medizinische Diagnosen in der Vergangenheit entwickelt. Einen nicht unwesentlichen Beitrag zu dieser Entwicklung, in welcher etwa zunächst über „Melancholie“, „Hysterie“ oder „Irresein“ gesprochen wurde, hatte die Öffentlichkeit in Form einer Arena des Austausches. Als im 19. Jahrhundert Menschen mit psychischen und seelischen Leiden von „den Ketten befreit“ und als medizinisch behandelbare Kranke betrachtet wurden, hatte die Öffentlichkeit als kritische Stimme ebenso ihren Anteil. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts etablierten sich die „Irrenhäuser“ in Österreich und Deutschland, die Psychiatrie und psychiatrische Kliniken waren fester Bestandteil des Gesundheits- und Krankensystems – und wurden im Laufe des Jahrhunderts der Weltkriege getestet, weiterentwickelt, ausgestaltet. Sie wurden mit neuen Aufgaben vertraut, während andere Belange nicht mehr zu diesem Feld gehörten. Die Diagnosen und vor allem die Behandlungstherapien wurden vielfältiger, als in den 1950er -Jahren die Psychopharmaka auf den Markt kamen. In den 1970er- und 80er-Jahren wurden in Österreich neue gesprächs-, gruppen- und kreativtherapeutische Ansätze zugelassen. In den letzten Jahrzehnten haben sich wieder neue Konzepte von „Mental Health“ etabliert: „Burn-out“ und eine gesunde „Work-Life-Balance“ sind Schlagworte, die mehr denn je mit den gesellschaftlichen Erfolgs- und Leistungserwartungen verbunden sind. Nicht zuletzt durch das verstärkte Aufkommen von Social Media, hat sich auch die öffentliche Kommunikation über psychische Störungen nochmals verändert: Expert*innen aus dem Feld, Betroffene wie anderweitig Informierte sprechen auf denselben Plattformen über Erfahrungen, Wissen und Meinungen. Die Kommentarfunktion ermöglicht den Austausch und involviert die Zuhörenden. Das Subjekt, das heute in die klinische Behandlung kommt, ist häufig informiert, hat sich in Kurzvideos oder Posting wiedererkannt und/oder ist gar auf der Suche nach einer Diagnose, in der er*sie sich wiederfindet.

Diese Ausgabe von medien & zeit fokussiert auf das Thema „Mental Health Communication“ aus einer historischen Perspektive, die eine Brücke zur Gegenwart schlägt. Ziel ist die Reflexion und Diskussion von der öffentlichen Kommunikation über Mental Health im zeitlichen Verlauf. Mental Health Communication wird dabei als umfassender Themenkomplex verstanden, welcher sich mit psychischen Belangen auf kultureller, staatlicher, und systemischer Ebene in Bezug auf öffentliche Mit- und Ausgestaltung befasst. Aushandlungsprozesse in den Medien oder in medialen Teilöffentlichkeiten stehen im Zentrum. Transferstudien zwischen Öffentlichkeit und privaten Räumen (etwa Ärtz*innen-Patient*innen-Kontakt offline als auch online) können ebenso als originäre Beiträge in das Heft eingebunden werden.

Die Hauptfrage nach den Voraussetzungen, von wem und in welchen Medien in der Öffentlichkeit mentale Gesundheit verhandelt wird und wurde, soll anhand folgender Fragen ausdifferenziert werden:

  • Wer wurde als psychisch krank betrachtet, und wer hatte entsprechend einer gesellschaftlichen öffentlichen Meinung das Privileg, um Hilfe anzusuchen? Wer wurde, als (nichts) hilfsbedürftig erachtet und welche Änderungen gab es diesbezüglich im zeitlichen Verlauf? Wie viel Verständnis hat die Gesellschaft und Öffentlichkeit zu unterschiedlichen Zeiten psychisch kranken Menschen entgegengebracht? Welchen Einfluss hatten Ereignisse wie Kriege, Epidemien aber auch Durchbrüche in psychiatrischer Medizin, (pop- und sub-)
    kulturelle Verhandlungen von mentaler Gesundheit, auf (globale und transnationale) (Teil-)Öffentlichkeiten?
  • Welche Aufzeichnungen (etwa Akten, Berichte, Oral History-Interviews) geben Auskunft über die Organisationen, die psychisch Kranke behandeln, aufnehmen, untersuchen und diagnostizieren? Wie wirken diese auf die Darstellung bzw. wie beeinflussen sie die Vorstellung von diesen Organisationen im privaten und/oder öffentlichen Bereich? Über welche institutionellen und privaten Möglichkeiten wusste die Öffentlichkeit Bescheid bzw. wurde in den Medien wie berichtet? Welche Ressourcen standen diesen Organisationen zur Verfügung, um das mediale Bild über sie (positiv) zu beeinflussen? Welche Darstellungen herrschten in welchen öffentlichen Formaten vor?
  • Welche historischen „psychologischen Ratgeber“ kamen zu unterschiedlichen Zeiten auf den Markt, und haben private und (semi-)öffentliche Räume (wie) beeinflusst und informiert? Welche Zielgruppen wurden wie angesprochen?
  • Welche Kommunikationskulturen und -strategien der In- und Exklusion gab und gibt es in der Geschichte zu mentaler Gesundheit? Welche Stigmatisierungsmerkmale werden und wurden psychisch Kranken im öffentlichen Raum zugesprochen, und warum? Welche Rolle spielen und spielten intersektionale Zusammenhänge? Welche Prinzipien des Ein- oder Ausschließens gibt es bis heute, welche haben sich umgeformt oder sind verschwunden?
  • Welche Rolle spielen neue öffentliche Arenen des Austausches über psychische Störungen und wie werden Störungsbilder dort konstruiert? Wer spricht über wen, aus welcher Perspektive und wem kommt Expert*innenstatus zu? Wie finden sich Narrative der Selbstdiagnose über die Wissensaneignung via Social Media in Diagnoseprozessen wieder?

Einreichungen sind in englischer oder deutscher Sprache willkommen. Eingereichte Abstracts (nicht mehr als 500 Wörter und einem aussagekräftigen Titel), die einen voraussichtlichen Beitrag skizzieren, werden von den Redakteur*innen der Ausgabe begutachtet. Auf dieser Grundlage werden die Autor*innen eingeladen, vollständige Beiträge (max. 7.000 Wörter einschließlich Titel, Abstract, Keywords, Tabellen, Abbildungen und Literaturverzeichnis) zu verfassen. Alle vollständigen Beiträge werden einem double-blind peer-review unterzogen. In einer eventuellen Überarbeitungsphase nach der Begutachtung können Autor*innen die Länge des Artikels unter Berücksichtigung der Vorschläge der Gutachter*innen und Redakteur*innen auf maximal 8.000 Wörter erweitern. medien & zeit ist vollständig frei zugänglich (open access) und erhebt von seinen Autor*innen keine Gebühren für die Bearbeitung der Artikel (no apc).

Einreichung von Abstracts: 31. Mai 2024

Einreichung von Full Papers: 31. August 2024

Veröffentlichung der Ausgabe: Ausgabe 2/2025

Einreichungen bitte per email: cfp@medienundzeit.at

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The publicly discussed topic of “mental health” is currently a rapidly growing research complex that has gained further momentum due to the coronavirus pandemic and the associated lockdowns. However, the discourse on this topic as well as the social challenges in dealing with and caring for individuals with mental health problems or psychological strain are not new and have developed as clinical pictures and medical diagnoses in the past. Within the public sphere, which we define as intermediary space, the concepts of “melancholy”, “hysteria” or “insanity” are negotiated. The public sphere also influenced the change of perception of individuals with mental illnesses in the 19th century, when patients were “freed from their chains” and recognized as medically treatable. At the beginning of the 20th century, “asylums” for them were established in Austria and Germany, making psychiatry and psychiatric clinics an integral part of the health and medical system which were tested, developed and shaped of the century, particularly during World War I and II. Care institutions were equipped with new tasks, while other issues no longer belonged to this field. Diagnoses and, above all, the treatment therapies became more diverse when psychotropic medications came onto the market in the 1950s. In the 1970s and 80s, new approaches to individual, group and creative therapy were approved in Austria. In recent decades, new concepts of “mental health” have re-established themselves: “burn-out” and “work-life balance” are buzzwords that are more than ever associated with society’s expectations of success and performance. Not least due to the increased use of social media, public communication about mental disorders has also changed once again: Experts from the field, individuals affected, and those informed through various means share their experiences, knowledge, and opinions on the same platforms. The comment function fosters exchange and engages the audience. Today, individuals seeking clinical treatment are often well-informed, having identified themselves in “reels” or postings, and may even actively seek a diagnosis that resonates with their experiences.

This issue of medien & zeit focuses on the topic of “Mental Health Communication” from a historical perspective that builds a bridge to the present. The aim is to reflect on and discuss public communication about mental health over time. In this context, mental health communication is understood as a comprehensive complex of topics that deals with mental health issues on a cultural, state and systemic level in relation to public participation. The focus lies on negotiation processes within (global and transnational) publics and subpublics. Transfer studies between public and private spaces (such as doctor-patient contact both offline and online) can also be included in the issue as original contributions.

The main question on the conditions, by whom and in which media mental health is and was negotiated in public, will be differentiated on the basis of the following questions:

  • Who was considered mentally ill and who had the privilege of seeking help according to a societal public opinion? Who was considered to be (not) in need of help and what changes occurred in this regard over time? How much understanding did society and the public show towards individuals suffering from mental disorders at different times? What influence did events such as wars, epidemics but also breakthroughs in psychiatric medicine, (pop- and sub-)cultural negotiations of mental health have on (global and transnational) (sub)public spaces?
  • What sources (such as files, reports, oral history interviews) provide information about the organizations that treat, admit, examine, and diagnose the mentally ill? What effect do these have on the representation respectively how do they influence the perception of these organizations in the private and/or public sphere? How were the institutional and private opportunities of help depicted and reported in the public sphere? What resources were available to these organizations to (positively) influence the media’s image of them? Which representations prevailed in which public formats?
  • Which historical “psychological guides” came onto the market at different times, and (how) did they influence and inform private and (sub)public spaces? Which target groups were addressed and how?
  • What communication cultures and strategies of inclusion and exclusion have existed and still exist in the history of mental health? What characteristics of stigmatization are and were attributed to individuals suffering from mental disorders in the public sphere, and why? What role do and did intersectional contexts play? Which principles of inclusion or exclusion still exist today, and which have changed or disappeared over time?
  • What role do new public arenas of exchange about mental disorders play and how are disorders constructed there? Who talks about whom, from what perspective and who is granted expert status? How do narratives of self-diagnosis about the appropriation of knowledge via social media surface in diagnostic processes?

Submissions are welcome in English or German. Submitted abstracts (no more than 500 words and a meaningful title) outlining a prospective contribution will be reviewed by the issue editors. On this basis, authors will be invited to submit full papers (max. 7,000 words including title, abstract, tables, figures and bibliography). All full papers will undergo a double-blind peer-review. In a possible revision phase after the review, authors can extend the length of the article to a maximum of 8,000 words, taking into account the suggestions of the reviewers and editors. medien & zeit is fully open access and does not charge its authors any fees for editing the articles (no apc).

Submission of abstracts: 31. May 2024

Submission of full papers: 31. August 2024

Publication of the issue: Issue 2 of 2025

Please send submissions by email: cfp@medienundzeit.at