Abstract
In der niederländischen Zeitungslandschaft vollzog sich in den letzten zehn Jahren ein sonderbarer Prozess mit unterschiedlich zu beurteilenden Folgen für den Journalismus, die JournalistInnen und das zeitungslesende Publikum. Zwei belgische Verlagsgruppen, De Persgroep und Mediahuis, erwarben einen Marktanteil von 90 Prozent der Gesamtauflage der niederländischen Tagespresse sowie fast aller Anzeigenblätter. Wie konnte das niederländische Kulturerbe – ‚Zeitung‘ = ‚courant‘ und später ‚krant‘ auf Niederländisch – nach einer Entwicklung von genau vier Jahrhunderten (die erste niederländische gedruckte Wochenzeitung erschien 1618 in Amsterdam), ohne großes
Aufsehen zu erregen, in den Besitz der beiden ausländischen Medienunternehmen geraten? Dieser Beitrag diskutiert die Ursachen und Folgen der anfangs von PolitikerInnen und WissenschaftlerInnen kaum zur Kenntnis genommenen Frage vor dem Hintergrund gesellschaftlicher, zeitungsunternehmerischer und journalistischer Strukturveränderungen.