Einleitung: Der Lebensweg des jüdischen Journalisten, Schriftstellers und Philosophen Dr. Moritz Goldstein erfuhr durch seine von den Nationalsozialisten erzwungene Emigration einen Einschnitt, der die Karriere des in der Weimarer Republik vor allem durch seine Gerichtsreportagen bekannten Redakteurs der Vossischen Zeitung von einem Tag auf den anderen beendete.
Den ersten Teil seines Lebens, die Berliner Jahre, beschrieb Goldstein selbst in seiner 1946 begonnenen und 1948 vollendeten gleichnamigen Autobiographie (Goldstein, 1977). Über seine zweite und ungleich schwierigere Lebenshälfte schwieg er sich aus, von wenigen Zeitungsaufsätzen und -artikeln abgesehen. In der Sekundärliteratur finden sich nur skelettartige Aufrisse seines Exils. Diesem Mangel abzuhelfen, ist Ziel dieser Arbeit.
Gestützt habe ich mich dabei auf Goldsteins Autobiographie und insbesondere auf seine Journale (Tagebücher) aus seinem Nachlaß, der, seinem Willen folgend, nach seinem Tode in den Besitz des Dortmunder Instituts für Zeitungsforschung überging.
Moritz Goldstein fühlte sich Zeit seines Lebens immer als Schriftsteller, besonders als Dramatiker. Seine übrigen Tätigkeiten betrachtete er stets nur als zum Broterwerb notwendiges Übel (ebd.). Da ihm Erfolg (im Sinne von finanziellem Auskommen und gewisser Berühmtheit) jedoch nur als Journalist vergönnt war, will ich mich bei der Skizzierung seines Lebensweges überwiegend mit seiner journalistischen Karriere auseinandersetzen.
Ich werde daher nicht der Frage nachgehen, warum seinen literarischen Werken der Erfolg versagt blieb. Auch warum seine Versuche, im Exil journalistisch Fuß zu fassen, fehlschlugen, soll erst am Schluß der Arbeit skizziert werden. …