Einleitung: Wieso, wird man sich fragen, interessiert den Kommunikationshistoriker ausgerechnet ein vergessener, zum Teil bewußt aus der Literaturgeschichte ausgeklammerter, halbschizophrener Bohémien mit dem sägeblattartigen Namen Przybyszewski? Noch dazu einer, der aus dem tristesten Winkel der melancholischen polnischen Tiefebene stammt?
Ein Satanist, Charismatiker, anarchophiler Bürgersohn, dessen Hauptwerke und Artikel zum Teil in polnischer Sprache geschrieben sind, und dessen Autobiographie in deutscher Sprache bei zwei verschiedenen Verlagen willkürlich gekürzt erschienen ist?
Was für ein Interesse an ihm spricht, ist, daß er Novellen, Dramen, Romane, Essays und Artikel verfaßt hat, die zum Haarsträubendsten gehören, die das von der Jahrhundertwende geprägte typologische Beziehungsgeflecht aus Naturalismus, Symbolismus und Expressionismus an Form anzunehmen imstande war. Ein Büchlein, Satans Kinder betitelt, gilt als die „Vollendung“ seines sinistren Schaffens: darin geben sich die versessensten Apologeten des zerstörerischen Aufruhrs ein Stelldichein, die Anarchisten in letzter Konsequenz, wie sie Bakunins aktionistischer Zögling Netschajew in Dostojewskis Dämonen nicht besser hätte verkörpern können. …