Einleitung: Man kann es sich gut vorstellen. Alfred Kerr, 1867 in Breslau geboren und seit der Jahrhundertwende als Kritiker in Berlin tätig, war so altzöpfig nicht, als daß er ein neues Medium ignoriert hätte: Der passionierte Theatergänger ließ das Kino nicht aus. Seit den Tagen, da die Bilder laufen lernten, mengte ersieh unters Volk und ins Großstadtamusement. Kerr war also kein Purist, der seine Nase rümpfte über das Vergnügen der kleinen Leute. Gleichwohl schaute er offensichtlich mit anderen Augen – mit den geschulten Augen des Theaterkritikers. Kerr überließ sich selten dem unmittelbaren Eindruck; er sah sozusagen durch die Leinwand hindurch. Er reflektierte und analysierte das Besondere der Gattung Film im Vergleich zum altehrwürdigen Theater. …