Margit Wolfsberger: „Unter eigener Redaktion“ Bestandsaufnahme der Sozialdemokratischen Frauenpresse in der Ersten Republik

Einleitung: „Unter eigener Redaktion“ ist der Zusatz, den Emmy Freundlich einem Antrag der Frauenreichskonferenz am Parteitag 1924 hinzufügen möchte. Der Antrag fordert die bereits wiederholt verlangte und auch versprochene Einführung einer wöchentlichen Frauenbeilage für das Zentralorgan der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Deutsch-Österreichs, die Arbeiter-Zeitung. Emmy Freundlich begründet ihren Zusatz mit der Einschätzung: „(…) denn wenn wir diese Autonomie nicht haben, werden wir sehr oft von Dingen nicht sprechen können, die für die Frauen sehr wichtig sind, die aber die Männer nicht als wichtig ansehen.“ (Frauen-Zentralkomitee, 1925, S. 10.)

Sie, eine in bezug auf Frauenfragen eher gemäßigte Vertreterin, spricht hier an, was grundlegende Problematik der sozialdemokratischen Frauenbewegung seit ihrer Entstehung in Folge des Einigungsparteitages 1889 in Hainburg ist: Der ständige Kampf um die Anerkennung der „Genossen“, das gelegentliche Aufbegehren gegen die Bevormundung oder totale Ignoranz und die letztlich doch ausgeübte Einordnung in die Gesamtbewegung. „Beharrlichkeit, Anpassung und Widerstand“ sind bis heute (vgl. Feigl, 1993) untrennbar mit der Emanzipation von Frauen innerhalb der sozialdemokratischen Bewegung verbundene Begriffe. …