Walter Kissling: „Die Macht des Bösen ist am Werk“ Antisemitische Argumentationen im fundamentalistisch-katholischen Monatsblatt „Der 13.“

Einleitung:

„Die Verachtung freilich sträubt sich gegen den Ausdruck, drängt zum Verschweigen und will doch nicht tatenlos bleiben …“
Peter Handke

1. Kurzporträt
Ideologisches Profil und journalistische Praktiken

Monatlich an jedem 13. erscheint seit 13. Oktober 1985 Der 13. — Zeitung der Katholiken für Glaube und Kirche. Der Name des Blattes weist auf die Marienerscheinung von Fatima hin, die dort zwischen Mai und Oktober 1917, und zwar jeweils an einem 13., stattgefunden haben soll. Die Auflage des Blattes im Normalfall zwischen 10.000 und 20.000 Exemplaren. Ca. 10.000 Exemplare sind durch Abonnements verkauft. Gelegentlich werden mehrere 10.000 Stück einer Ausgabe als Postwurfsendung versandt. Zum Vergleich: Die Auflage der wöchentlich erscheinenden Linzer Kirchenzeitung liegt bei 85.000, jene des katholischen Wochenblattes Die Furche bei 14.000. 1988 wurde der Umfang des 13. von 16 auf 24 Seiten erweitert. Vorbereitet wird ein verstärktes Engagement auf dem bundesdeutschen Markt. Redaktionsadresse ist das oberösterreichische Kleinzell/Weigelsdorf im Mühlviertel; Herausgeber ist Dr. Friedrich Engelmann, vordem Journalist bei Volksblatt, ORF Studio Oberösterreich und Oberösterreichische Rundschau. Das Impressum verzeichnet als grundlegende Richtung: römisch-katholisch. Trotz des Titels Zeitung der Katholiken handelt es sich nicht um eine offizielle Kirchenzeitung. Der Linzer Bischof Aichern teilte im Diözesanblatt vom Dezember 1985 mit, daß sie als solche auch nicht empfohlen werden dürfe. Eine österreichische Theologenkommission der österreichischen Bischofskonferenz kam 1987 in einem Gutachten zu dem Schluß, daß Der 13. teilweise außerhalb der offiziellen kirchlichen Lehre stünde. Anlaß für das Gutachten war die Klage des 13. gegen die Linzer Theologiestudenten-Zeitung Locomotive, die genau das behauptet hatte…