Martin Sekera & Simona Kopecká: Der Zustand der tschechischen Medienstudien Besonderheiten im Hinblick auf die Mediengeschichte

Einleitung: Versteht man – vereinfacht dargestellt – unter den Medienstudien sowohl die Beschreibung, die Analyse und die Interpretation der Medienformen, -inhalte und -Wirkungen vermittelter Mitteilungen wie auch die Analyse des kultursozialen, politischen und wirtschaftlichen Milieus, in dem die Medienkommunikation geleistet wird, muss man leider zu der Feststellung kommen, dass es in der Tschechischen Republik kein Forschungsinstitut gibt, das sich mit dieser Problematik systematisch, komplex und zugleich aus synchronischer und diachronischer Sicht befassen würde. Am meisten nähert sich diesem Ideal der Forschungsorientierung und -praxis das Zentrum für die Medienstudien der Fakultät der Sozialwissenschaften der Karlsuniversität (Centrum pro medialm studia Fakulty sociälnfch ved Univerzity Karlovy, CEMES), zum Teil kann man dazu auch den Lehrstuhl für die Medienstudien und der Journalistik der Fakultät der Sozialstudien der Masaryks Universität (Katedra mediälmeh studii a zurnalistiky Fakulty sociälnich studii Mas- arykovy univerzity) in Brünn rechnen. Das finanzielle und personelle Potenzial ist jedoch zur Zeit nicht einmal im Falle von CF,MES ausreichend, um die Medienstudien in solchem Maße durchführen zu können, das dem Interesse unter Fachleuten und in breitester Öffentlichkeit entsprechen würde. In unserem Bericht werden aber nicht ausschließlich die Gründe dieser schwachen institutioneilen Stellung der Medienstudien unter anderen Geisteswissenschaften in der Tschechischen Republik behandelt. Es ist vielmehr ein Versuch, eine allgemeine thematische und methodologische Charakteristik unserer Mediengeschichtsforschung zu zeichnen, wobei vor allem die Massenmedien hervorgehoben werden.

Eine solche Darstellung des heutigen Zustands der historiografischen Orientierung unserer Medienstudien bestimmen zwei einander beeinflussende und sich deckende Faktoren:

  1. Faktor der Tradition der Mediengeschichtsforschung.
  2. Faktor der methodologischen Isolation der Geschichtsschreibung gegenüber anderen Fächern.