Georg Haberl: Das Verschwinden des Filmes Österreichische Filmtage 1986

Einleitung
Das österreichische Filmbüro – zum dritten Mal der kompetente Veranstalter – spricht gern von einer „Leistungsschau des österreichischen Filmes“ und verweist auf die Rolle der Filmtage als Status-Quo-Beschreibung der österreichischen Filmkultur. Der Begriff weist aber über die bloße Auflistung von Filmen weit hinaus, auf den Kontext.

Das ist das große Plus dieser Veranstaltung, neben dem Abspielen der Filme wird vor allem der kulturelle und gesellschaftliche Umraum des Filmes reflektiert. Man ist sozusagen „in der Gegenwart historisch“.

Besonderes Kennzeichen anno 86 war die hohe Zahl von ORF-Produktionen, die bei den Langspielfilmen bereits den überwiegenden Teil des Angebotes ausmachten. Von der traditionellen Filmkritik eher negativ bewertet, weist dies aber in erster Linie auf geänderte mediale Verhältnisse, auf die noch einzugehen sein wird.

Bleiben wir bei den Filmen. Aus der Vielzahl der kurzen Beiträge war auch in diesem Jahr das Angebot der sogenannten „Experimentalfilmer“ beachtlich. Insbesonders der Umgang mit Video, nicht im Gegensatz zum Film, zeigt die zukunftsorientierte Ausrichtung dieser Filme.

Ein Schattendasein fristet nach wie vor der dokumentarische Film in Österreich. Die Präsentation des Bandes „Dokumentarfilmschaffen in Österreich“ der Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm hat nun immerhin ein Zeichen gesetzt, eine Diskussion zu diesem Thema kam aber über die Konstatierung der fehlenden finanziellen Mittel nicht hinaus.

Diskussionen sind das zweite Standbein der Filmtage, sind wesentlicher Aspekt, über die drängenden Probleme des Hier und Heute hinauszudenken. So konnte man mit einigem Interesse den bisherigen Ergebnissen des Langzeitprojektes „Medienkultur nach 1945“ des Instituts für Publizistik der Universität Salzburg entgegenblicken. Die historische Aufarbeitung der medialen Situation ist für den Filmbereich besonders interessant und aufschlußreich. …