Sonja Eismann: Manche sind faker als andere

Pseudo. Das schlimmste Schimpfwort für alle Jugendlichen, die in den 1980er-Jahren unbedingt einer der zur Auswahl stehenden Subkulturen angehören wollten. Punk nur, weil es gerade Mode ist. Heute Waver, morgen Rockabilly, übermorgen Popper. Die Klamotten beim Faschingszubehör statt im einzigen richtigen Laden erstanden. Nicht ernsthaft, nicht ernst zu nehmen, Ächtung, Ausschluss. Da half es auch nichts, dass sich die Punkband Slime 1982 der virulenten Thematik auf ihrer zeitgeistig fragwürdig Yankees raus betitelten Platte annahm und alle Negativzuschreibungen in einer Art Reclaiming-Strategie avant la lettre vorweg nahm:

„Ich bin ein Pseudo, das ist mir so bewusst
Doch wer ist das Original, hätt’ ich gern mal von dir gewusst
Ich bin ’ne Kopie, das ist mir so klar
Doch weiß ich immer noch nicht, wer der erste war“.

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