Susanne Marten-Finnis: Der Kischinewer Pogrom von 1903 und die Öffentlichkeit des Jüdischen Arbeiterbundes (1902-1906)

Einleitung:

Pogrom! Ot dos slavishe vort, vos batayt – ,tseshterung‘, ,gzeyleray‘, ,tseyushetkeyt‘, hot … in yene tragishe teg zikh arayngerisn in breytn gebroykh un zikh ayngefundevet in fil leshoynes … un plutsem hot men genumen redn vegn Keshenev oyf ale shprakhn fun di tsivilizirte lender“,

Pogrom! Das Wort stammt aus dem Slawischen und bedeutet so viel wie ,Zerstörung‘, ,Plündern‘, ,Wüterei‘. In jenen tragischen Tagen hat es sich in unsere Sprache gedrängt, in viele Sprachen, … und über Kischinew spricht man seitdem in allen Sprachen der zivilisierten Welt,

heißt es 100 Jahre nach dem Kischinewer Pogrom von 1903 in der jiddischen Zeitung Forwerts (Khazin, 2003, S. 16). „Dipsure hot vi a duner zikh tsetrogn iber der velt, un di shtot aleyn iz mitamol bakant gevorn vi di shkhite-shtot“ (Gleich einem Donnerschlag ging die Nachricht um die Welt, und im Nu war Kischinew bekannt als ,die Stadt der Judenmetzeleien‘), so der Forwerts an anderer Stelle (Di shteyner fun sine fli’en oykh fun Keshenev, 1903, Forwerts No 31,439 vom 4. April 2003, S. 4). Welche Rolle dabei der Jüdische Arbeiterbund spielte und inwiefern der Pogrom von Kischinew die Pressearbeit und Öffentlichkeit des Bundes beeinflusste, und zwar auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene, soll im folgenden Beitrag untersucht werden. …